Ijoma Mangold - Die orange Pille
Einleitung
Der Bitcoin wird oft nur wahrgenommen, wenn sein Kurs stark steigt oder fällt, was ihn für viele als ein spekulatives Spiel erscheinen lässt, das einige reich und andere arm macht. Allerdings ist der Bitcoin mehr als nur ein Spekulationsobjekt; er wird als Reaktion auf die Finanzkrise gesehen. Diese Krise wurde durch das verantwortungslose Verhalten vieler Banken verursacht, die anschließend durch staatliche Rettungsmaßnahmen auf Kosten der Allgemeinheit unterstützt wurden. Bitcoin-Anhänger sehen in ihm eine bessere Form von Geld und kritisieren die Probleme herkömmlicher Währungen. Der Text erklärt die Eigenschaften des Bitcoins und vergleicht die “orange Pille”, die Bitcoin-Nutzer symbolisch nehmen, mit der roten Pille aus dem Film Die Matrix, die demjenigen, der sie nimmt, die wahre Natur der Realität offenbart.
Die Entstehung des Bitcoins
Die Geburt des Bitcoins ist eng mit der Finanzkrise von 2008 verbunden, als Banken weltweit durch riskante Geschäfte in Schwierigkeiten gerieten und von den Regierungen mit Steuergeldern gerettet werden mussten. Am 3. Januar 2009 titelte die britische Times, dass die Regierung ein zweites Rettungspaket für die Banken schnüre, und genau diese Schlagzeile wurde als Code in den ersten Block der Bitcoin-Blockchain eingebettet – als klare Botschaft. Der Bitcoin wurde als Reaktion auf die Ungerechtigkeit des Finanzsystems geschaffen, bei der die Gewinne der Banken privatisiert, aber die Verluste von der Allgemeinheit getragen werden.
Im Gegensatz zu herkömmlichem Geld, das von Zentralbanken nach Bedarf geschaffen werden kann, ist die Menge an Bitcoins begrenzt, was ihn weniger anfällig für Inflation macht. Diese Begrenzung der Geldmenge soll verhindern, dass Banken sich wie zuvor auf ihre „Too big to fail“-Mentalität verlassen können, bei der sie davon ausgehen, im Krisenfall immer gerettet zu werden. Bitcoin bietet eine Alternative zu diesem System, das von vielen als ungerecht empfunden wird.
Die Vorzüge des Bitcoins
Der Bitcoin bietet mehrere Vorteile, die ihn von herkömmlichem Fiat-Geld unterscheiden. Zunächst ist er ein dezentrales Peer-to-Peer-Zahlungssystem, das es ermöglicht, Geld direkt zwischen Teilnehmern zu transferieren, ohne dass eine zentrale Autorität wie Banken oder Staaten involviert ist. Dadurch kann niemand von außen das System kontrollieren, Konten sperren oder Transaktionen blockieren.
Ein weiterer Vorteil des Bitcoins ist seine Sicherheit. Jede Transaktion wird in der Blockchain gespeichert, einer unveränderlichen öffentlichen Datenbank, die alle Transaktionen von Beginn an nachverfolgt. Diese Dezentralisierung und Transparenz machen Betrug praktisch unmöglich, da Änderungen von allen Teilnehmern des Netzwerks genehmigt werden müssen.
Zusätzlich bietet Bitcoin ein hohes Maß an Privatsphäre, da man für die Nutzung nur einen privaten und öffentlichen Schlüssel benötigt, ohne dass persönliche Daten mit einem Konto verknüpft sind. Dieser Schutz vor Identitätsverknüpfung ist besonders in repressiven Regimen von Vorteil, wie etwa in Afghanistan, wo Frauen Bitcoin nutzen, um finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen.
Auch die digitale Natur und die sichere Verwahrung von Bitcoins in sogenannten Wallets – entweder als App oder als physisches Gerät – schützen vor Diebstahl. Anders als bei traditionellen Banken besteht kein Risiko, dass eine Gegenpartei, wie eine Bank, bankrott geht und Kundengelder verliert.
Insgesamt hebt sich der Bitcoin durch seine Dezentralität, Sicherheit und Privatsphäre von herkömmlichen Währungen ab und bietet Nutzern eine Alternative, die unabhängig von staatlichen Eingriffen funktioniert.
Die Einstellung der Bitcoin-Nutzer zu Geld
Die Beziehung von Bitcoinern zu ihrem Geld unterscheidet sich stark von der herkömmlichen Einstellung zu Geld und Inflation. Inflation bedeutet den Verlust der Kaufkraft des Geldes, was normalerweise in stabilen Währungen wie dem Euro oder dem Dollar eher gering ist. Eine moderate Inflation von etwa zwei Prozent wird angestrebt, um den Anreiz zum Konsum zu fördern und die Wirtschaft in Schwung zu halten. Wenn das Geld an Wert gewinnen würde (Deflation), würden Menschen eher sparen und weniger ausgeben, was dem kapitalistischen Wirtschaftssystem schaden könnte.
Bitcoin hingegen ist deflationär, da seine Geldmenge auf 21 Millionen Einheiten begrenzt ist. Das führt dazu, dass viele Bitcoin-Nutzer das sogenannte “Hodling” praktizieren – ein Begriff, der aus einem Tippfehler in einem Forum entstand und bedeutet, Bitcoins langfristig zu halten, anstatt sie auszugeben. Dieses Verhalten steht im Gegensatz zur konsumorientierten Gesellschaft und zeigt das Vertrauen der Bitcoiner darauf, dass Bitcoin seinen Wert langfristig behalten wird. Das Hodling könnte langfristig zu einer Reduzierung des Konsums führen, da Menschen eher dazu neigen, ihre Bitcoins zu sparen, anstatt sie auszugeben.
Es wird jedoch auch hinterfragt, ob alle Bitcoin-Nutzer tatsächlich “Hodler” sind, da viele auch durch den Kauf und späteren Verkauf von Bitcoins reich geworden sind.
Die politische Ideologie hinter Bitcoin
Bitcoin wird oft als Spekulationsobjekt betrachtet, ähnlich wie bei historischen Beispielen wie der Tulpenmanie im 17. Jahrhundert. Dennoch bedeutet das nicht, dass Bitcoin primär für Spekulation geschaffen wurde; seine technologische Grundlage ist neutral. Dies führt dazu, dass Menschen aus verschiedenen politischen Lagern den Bitcoin unterstützen, da er sowohl als libertäres als auch als progressives Projekt interpretiert werden kann.
Auf der einen Seite wird Bitcoin als libertär angesehen, weil er weitgehend unabhängig von staatlicher Kontrolle und Banken agiert, was maximale Eigenverantwortung ermöglicht. Auf der anderen Seite könnte man ihn als progressiv betrachten, weil er den Kapitalismus verlangsamen könnte und gerechter ist, da es kein Auffangbecken für Finanzspekulanten gibt. Anders als in der Finanzkrise, wo Staaten Banken mit Steuergeldern retteten, ist die Menge an Bitcoin begrenzt, und das Schürfen neuer Bitcoins wird bewusst verlangsamt. Dadurch trägt jeder selbst das Risiko seiner Investitionen, was Bitcoin zu einer potenziell gerechteren Währung macht als traditionelle Fiat-Währungen.
Zusammenfassung
Im Fazit wird zusammengefasst, warum Bitcoin gegenüber herkömmlichen Fiat-Währungen als überlegen betrachtet wird. Die drei Hauptmerkmale von Bitcoin sind:
Dezentralität: Bitcoin ist unabhängig von Banken und Staaten, sodass kein externer Akteur in seinen Umlauf eingreifen kann. Jeder Besitzer von Bitcoins trägt selbst die Verantwortung für seine Verwendung.
Fälschungssicherheit: Aufgrund seiner programmiertechnischen Struktur ist Bitcoin sehr sicher gegen Fälschungen und Betrug. Solange die Bitcoins in einer physischen Wallet aufbewahrt werden, bleibt diese Sicherheit gewährleistet.
Begrenzte Menge: Da die Anzahl der Bitcoins limitiert ist, ist er inflationssicher. Dies könnte langfristig dazu beitragen, den Konsum zu bremsen.
Obwohl es unklar ist, ob Bitcoin jemals das Fiat-Geld ablösen wird oder die Welt gerechter machen könnte, verfügt er dennoch über vielversprechende Eigenschaften, die ihn zu einer interessanten Alternative machen.