Saifedean Ammous - Der Bitcoin-Standard

Saifedean Ammous - Der Bitcoin-Standard

Einleitung

Das Buch beschreibt die potenzielle Zukunft des Geldes und argumentiert, dass sich unser aktuelles Währungssystem ändern muss, da es instabil ist und wiederholt zu Finanzkrisen führt. Früher war der Goldstandard ein zuverlässiges System, das für wirtschaftliches Wachstum sorgte, doch dieser wurde im 20. Jahrhundert aufgegeben, was zu wirtschaftlicher Instabilität und hohen Staatsschulden führte. Bitcoin wird als eine moderne Alternative betrachtet, die wie Gold in der Vergangenheit ein knappes und sicheres Wertaufbewahrungsmittel sein könnte. Allerdings gibt es noch Herausforderungen, die diese Technologie überwinden muss, um ein globaler Geldstandard zu werden. Weitere Themen sind historische Beispiele, wie Währungen in der Vergangenheit manipuliert wurden, und die Gründe, warum Bitcoin das Potenzial hat, eine globale Währung zu werden.

Die Entstehung von Geld als Handelsmedium

Das Buch beschreibt die Entwicklung des Geldes als Tauschmittel und zeigt, wie es die Probleme des direkten Warentauschs löste. Beim Tauschhandel konnte man nur Waren erhalten, wenn der andere Tauschpartner am eigenen Angebot interessiert war, was oft nicht der Fall war. Geld hingegen konnte universell für Transaktionen eingesetzt werden.

Ein Beispiel für frühes Geld ist das Steingeld auf der Insel Yap, wo große Steinscheiben als Zahlungsmittel verwendet wurden. Diese Steine waren effektiv, weil sie knapp, eintauschbar und teilbar waren. Die Steine waren selten, weil sie von einer weit entfernten Insel importiert werden mussten, und die Gemeinschaft kannte die Besitzverhältnisse, was ihre Gültigkeit sicherte.

Das Steingeld verlor jedoch an Wert, als ein westlicher Kapitän große Mengen dieser Steine importierte, wodurch die Knappheit und damit der Wert verloren ging. Geld hatte ursprünglich einen materiellen Wert, der auf Knappheit, Teilbarkeit und Eintauschbarkeit basierte.

Von der Metallverarbeitung zur Etablierung des Goldstandards

Das Buch beschreibt die Entwicklung des Geldes von frühen Münzen aus Metall bis hin zur Etablierung des Goldstandards. Der Ursprung lag in der Metallurgie, die es vorchristlichen Kulturen ermöglichte, Metalle wie Kupfer, Bronze und Eisen zu verarbeiten und Münzen zu prägen, die klein und leicht genug waren, um sie als Tauschmittel zu verwenden.

Gold wurde aufgrund seiner einzigartigen Eigenschaften, wie Unzerstörbarkeit, Knappheit und der Schwierigkeit, es zu gewinnen, als besonders wertvoll erkannt. Diese Eigenschaften machten Gold zu einem idealen Wertaufbewahrungsmittel, und schon vor über 2.500 Jahren prägte der griechische König Krösus Goldmünzen.

Es dauerte jedoch bis ins 18. Jahrhundert, bis Gold untrennbar mit Geld verbunden wurde. Mit der Entwicklung von Transport- und Kommunikationstechnologien wie Telegrafen und Eisenbahnen wurden nicht-physische Zahlungsmittel wie Schecks und Papiergeld notwendig. Um das Vertrauen in diese neuen Zahlungsmittel zu sichern, wurden sie durch Edelmetalle wie Gold gedeckt. Großbritannien führte 1717 den Goldstandard ein, bei dem die Währung aus Goldmünzen oder Scheinen bestand, die in Gold umgetauscht werden konnten.

Bis 1900 folgten 50 weitere Länder diesem Modell, was den Wert und die Nützlichkeit von Gold weiter steigerte. Dies führte zur Ära des “harten Geldes”, bei dem die Märkte sich freiwillig für Gold als das beste Wertaufbewahrungsmittel entschieden hatten, wodurch jede Münze und jeder Schein durch reale Goldreserven abgesichert war.

Der Abschied vom Goldstandard während des Ersten Weltkriegs

Europäische Nationen wichen während des Ersten Weltkriegs vom Goldstandard ab, um ihre Kriegsausgaben zu finanzieren. Ähnlich wie im alten Rom, wo Kaiser Julius Caesar den Goldgehalt der Münzen reduzierte, um mehr Geld zur Verfügung zu haben, druckten die europäischen Regierungen während des Krieges massenhaft Papiergeld, ohne die Goldreserven entsprechend zu erhöhen. Dies führte dazu, dass der Goldstandard, der die Eintauschbarkeit von Papiergeld in Gold garantierte, schnell aufgegeben wurde.

Die Folge war eine massive Abwertung der Währungen, wie am Beispiel der österreichisch-ungarischen Krone gezeigt wird, die im Vergleich zum Schweizer Franken, der den Goldstandard beibehielt, stark an Wert verlor. Diese Maßnahmen ermöglichten zwar die Finanzierung und Verlängerung des Krieges, hatten aber langfristig negative wirtschaftliche Auswirkungen auf Europa, da die Währungen drastisch an Wert verloren und die Stabilität des Geldsystems zerstört wurde.

Das Bretton-Woods-Abkommen

Das Buch beschreibt die Entstehung und das Scheitern des Bretton-Woods-Systems nach dem Ersten Weltkrieg. Nach dem Krieg wollten die europäischen Länder ihre Währungen stabilisieren, zögerten jedoch, zum Goldstandard zurückzukehren, da dies eine ehrliche Neubewertung ihrer Währungen erfordert hätte. Stattdessen setzten sie auf Fiatgeld, dessen Wert durch staatliche Macht und nicht durch einen materiellen Gegenwert bestimmt wird, was eine Ära instabiler Währungen einleitete.

1944, am Ende des Zweiten Weltkriegs, beschlossen die Alliierten, eine neue wirtschaftliche Ordnung zu schaffen. Das Bretton-Woods-System band alle Währungen an den US-Dollar, der wiederum durch Gold gedeckt war. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sollte das System überwachen, und die Goldreserven der unterzeichnenden Länder wurden in den USA gelagert.

Theoretisch sollte das System eine Stabilität wie der frühere Goldstandard bieten, aber die steigende Nachfrage nach dem Dollar führte dazu, dass die USA immer mehr Dollar in Umlauf brachten. Schließlich gab es so viele Dollar, dass sie nicht mehr durch die vorhandenen Goldreserven gedeckt werden konnten. Dies führte 1971 zur Entkopplung des Dollars vom Gold durch Präsident Nixon, was das Ende des Bretton-Woods-Systems bedeutete.

Nach dem Zusammenbruch des Systems wurde der Wert von Währungen durch den freien Markt bestimmt, was jedoch ebenfalls zu wirtschaftlichen Instabilitäten führte.

Die Notwendigkeit von stabiler Währung

Hartes Geld, wie es der Goldstandard im 19. Jahrhundert bot, ist für eine stabile und wachsende Wirtschaft vorteilhaft. Seit der Abkehr vom Goldstandard im Ersten Weltkrieg hat die Weltwirtschaft mit Inflationen und Wechselkursschwankungen zu kämpfen, was zu einem “weichen” Geldsystem geführt hat.

Harte Währungen ermutigen Menschen zum Sparen und Investieren, da sie eine stabile Wertaufbewahrung bieten und den natürlichen Drang zur sofortigen Belohnung überwinden. Dies führt zu mehr Investitionen, die die Wirtschaft ankurbeln, da das investierte Kapital zur Produktion von Gütern und zur Generierung zukünftiger Umsätze genutzt wird.

Im Gegensatz dazu führt weiches Geld zu einer Verzerrung der Kapitalbildung, da instabile Währungen häufige staatliche Eingriffe erforderlich machen, wie die Manipulation von Leitzinsen. Diese Eingriffe können die Geldmenge erhöhen, ohne dass gleichzeitig mehr Güter oder Dienstleistungen angeboten werden, was zu einem Wertverlust des Geldes führt. Weiches Geld verwässert auch die Aussagekraft der Preise, was Investoren unsicher macht und sie von Investitionen abhält.

Hingegen ermöglicht hartes Geld verlässliche Preissignale, die Investoren helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen, ohne das gesamte globale Geschehen im Blick haben zu müssen. Daher bildet hartes Geld laut dem Autor die Grundlage für langfristiges Wirtschaftswachstum und fördert das Sparen und Investieren.

Die Herausforderungen staatlicher Geldpolitik

Das Buch beschreibt die Probleme, die durch staatliche Eingriffe in die Geldpolitik entstehen, insbesondere wenn die Stabilität des Geldwerts aufgegeben wird. Diese Eingriffe führen zu Rezessionen und einer Anhäufung von Schulden.

Rezessionen entstehen, weil Regierungen durch zentrale Planung in die Wirtschaft eingreifen. Dabei verzerren sie die Kapitalmärkte und erzeugen Boom-and-Bust-Zyklen. Investoren werden durch die künstliche Geldabwertung getäuscht, nehmen Kredite auf und investieren in eine aufkommende Blase. Wenn diese platzt, folgt eine Rezession.

Die Verschuldung wird durch keynesianische Wirtschaftspolitik gefördert, die in Rezessionen staatliche Ausgaben und niedrige Zinsen als Antwort sieht. Dies soll den Konsum ankurbeln, führt aber oft zu einer kurzfristigen Fokussierung auf die Gegenwart und zu unüberlegten Investitionen, die in Schulden enden.

Zusammengefasst führt weiches Geld zu wiederkehrenden Krisen, da staatliche Interventionen sowohl Rezessionen verursachen als auch die Schuldenlast erhöhen. Als Alternative wird hartes Geld und eine neue Form von Stabilität, wie sie die Bitcoin-Technologie bieten könnte, vorgeschlagen.

Bitcoins: Perfekte Wertaufbewahrung durch begrenzte Verfügbarkeit

Bitcoin ist aufgrund seiner Knappheit und kontrollierten Erzeugung ein ideales Wertaufbewahrungsmittel, ähnlich wie Gold im früheren Goldstandard. Nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems haben wirtschaftsliberale Ansätze versucht, Rezessionen durch erhöhten Konsum und Schulden zu bekämpfen, was laut dem Autor beendet werden muss. Stattdessen sollten Regierungen zu einer Politik des harten Geldes zurückkehren.

Bitcoin hat Eigenschaften, die es zu einem stabilen Wertaufbewahrungsmittel machen: Es wird nie mehr als 21 Millionen Bitcoins geben, und die Menge wächst langsam und vorhersehbar, ähnlich wie bei Gold. Die Erzeugung neuer Bitcoins, das sogenannte “Mining,” wird immer schwieriger und die Menge neuer Bitcoins halbiert sich alle vier Jahre. Dadurch wird die verfügbare Menge langsam und kontinuierlich bis zum Jahr 2140 aufgestockt, danach werden keine neuen Bitcoins mehr generiert.

Im Gegensatz zu Rohstoffen wie Öl und Gas, bei denen mit genug Aufwand neue Quellen erschlossen werden könnten, ist die Bitcoin-Menge festgelegt und kann nicht manipuliert werden. Diese Unveränderlichkeit macht Bitcoin zu einem besonders wertvollen und stabilen Wertspeicher in der modernen Zeit.

Die außergewöhnliche Sicherheit des Bitcoin-Systems

Das Bitcoin-System bietet eine außergewöhnliche Sicherheit, die auf der Technologie der öffentlichen Blockchain basiert. Diese Sicherheit ist ein wesentlicher Aspekt, um Vertrauen in Bitcoin als Währung zu schaffen.

Das Bitcoin-System verwendet eine verteilte Buchführung, bei der alle Transaktionen in Blöcken festgehalten und zu einer kontinuierlich aktualisierten Blockchain verknüpft werden. Diese Blockchain enthält alle jemals getätigten Transaktionen und ist für alle Netzwerkteilnehmer einsehbar. Transaktionen werden erst gültig, wenn sie von der Mehrheit der Teilnehmer im Netzwerk bestätigt werden, was die Notwendigkeit einer zentralen Autorität wie Banken oder Regierungen überflüssig macht.

Die Fälschung eines Bitcoin-Blocks erfordert enorme Rechenleistung, da die Mining-Algorithmen immer komplexer werden. Die Überprüfung von Transaktionen hingegen ist dezentral und relativ einfach, wodurch verdächtige Blocks schnell abgelehnt werden können. Der hohe Aufwand und das geringe Potenzial für Erfolg machen Betrug im Bitcoin-System unattraktiv. Selbst wenn ein Angreifer die Mehrheit der Knotenpunkte hacken würde, würde der Angriff schnell aufgedeckt, was das Vertrauen in das System untergraben und zu einem Wertverlust führen würde.

Zusammengefasst basiert die Sicherheit des Bitcoin-Systems auf der Blockchain, die Betrug extrem aufwendig und sinnlos macht, wodurch das Vertrauen und die Stabilität der Kryptowährung gewährleistet sind.

Herausforderungen auf dem Weg zum Bitcoin-Standard

Das Buch diskutiert die Herausforderungen, denen Bitcoin als potenzieller neuer Geldstandard gegenübersteht, trotz seiner Eigenschaften als knappes, sicheres und eintauschbares hartes Geld.

Eine der größten Herausforderungen sind die extremen Wertschwankungen. Seit der ersten Transaktion im Jahr 2010, bei der ein Bitcoin weniger als einen Cent wert war, stieg der Wert bis Oktober 2012 auf 4.200 US-Dollar und erlebte weiterhin starke Schwankungen, was seine Eignung als stabiles Wertaufbewahrungsmittel beeinträchtigt. Der Autor glaubt jedoch, dass diese Schwankungen mit dem Wachstum des Bitcoin-Netzwerks abnehmen werden.

Ein weiteres Problem ist die Skalierbarkeit. Das Bitcoin-Netzwerk hat ein Transaktionslimit, und obwohl dieses erhöht werden kann, bleibt die Gesamtmenge der Bitcoins auf 21 Millionen begrenzt, was die Anzahl möglicher täglicher Transaktionen einschränkt. Zusätzlich steigen die Kosten und die nötige Rechenleistung mit der Anzahl der Transaktionen, was zu höheren Transaktionsgebühren führt.

Diese Herausforderungen könnten dazu führen, dass der Bitcoin-Handel von der Blockchain entkoppelt wird und stattdessen in anderen Währungen erfolgt, die durch Bitcoin gesichert sind. Dies würde jedoch die Notwendigkeit zentralisierter Institutionen mit sich bringen, was dem ursprünglichen dezentralen Konzept von Bitcoin widerspricht.

Zusammengefasst könnte Bitcoin ein neuer internationaler Geldstandard werden, der nachhaltiges Wirtschaftswachstum fördert, aber dafür müssen die oben genannten Herausforderungen überwunden werden, ohne die grundlegenden Prinzipien von Bitcoin zu verraten. Die Zukunft wird zeigen, ob Bitcoin dieses Potenzial ausschöpfen kann.

Zusammenfassung

Das Fazit des Buches zieht eine Bilanz darüber, ob Bitcoin das Potenzial hat, als Wertaufbewahrungsmittel die Rolle von Gold zu übernehmen. In der modernen, globalisierten Welt ist direkter Tauschhandel nicht mehr praktikabel, und Gold war historisch das zuverlässigste Wertaufbewahrungsmittel aufgrund seiner Knappheit, seines stabilen Werts und der Möglichkeit, es in Geld umzutauschen. Allerdings verlor Gold diese Rolle, als Regierungen während des Ersten Weltkriegs die Geldmenge willkürlich erhöhten, um Kriege zu finanzieren, was zu wirtschaftlicher Instabilität führte.

Bitcoin könnte diese Probleme lösen, da es ebenfalls knapp, sicher und vertrauenswürdig ist und die Kriterien für ein effektives Wertaufbewahrungsmittel erfüllt. Es hat das Potenzial, eine neue Ära des stabilen wirtschaftlichen Wachstums einzuleiten. Allerdings muss Bitcoin zuerst Herausforderungen wie seine Skalierbarkeit und die Aufrechterhaltung der institutionellen Unabhängigkeit bewältigen, um dieses Versprechen einzulösen.